Das später dem hl. Sixtus geweihte Kloster wurde um 770 gegründet und wird in einer Urkunde vom 21. Januar 779 als „Zelle am Slyrse“ erstmals schriftlich erwähnt. Nach der Gründungslegende wählten die Brüder Adalunc, Hiltipalt, Kerpalt, Antoni und Otakar – der weltlichen Geschäfte überdrüssig – den locus Schliersee, um dort eine cellula zu errichten. Die Weihe der dazugehörigen kleinen Kirche wurde vom Freisinger Bischof Arbeo vorgenommen. Da dessen Amtszeit 764 begann und auf der Synode von Dingolfing von 772 bereits ein Abt von Schliersee anwesend war, muss die Klostergründung zwischen diesen beiden Jahren liegen.

 Die Herkunft der Gründer, fünf adelige Brüder, ist nicht eindeutig gesichert und wird etwa mit den Ahnen der Wittelsbacher, den Falkensteinern oder den Waldeckern in Verbindung gebracht. Die Brüder kommendierten sich dem Schutz und der Herrschaft Arbeos; dieser setzte ihnen einen vir venerabilis namens Perhtcoz aus dem Freisinger Klerus als magister vor. Die Brüder bildeten selbst den ersten Schlierseer Konvent, nach zwei Jahren wählten sie Perhtcoz zu ihrem Abt und ließen ihn von Bischof Arbeo nach der Benediktinerregel ordinieren. Dieses Prozedere wurde auch bei den nachfolgenden Äbten beibehalten. Die Gründungsgeschichte ließ man am 21. Januar 779 im Kloster aufzeichnen. Der nächste Abt war ein Warmunt, der bis zu seinem Lebensende auch in den Diensten der Freisinger Kirche stand. Am 1. Mai 809 nahmen die Äbte Warmunt und Cundheri an einer Freisinger Synodalsynode teil, d. h. Schliersee war zu einem integralen Teil des Bistums Freising geworden.

Das damalige Kloster befand sich noch nicht im heutigen Ort Schliersee, sondern auf dem Kirchbichl zwischen Westenhofen und Hausham. Nachdem das Kloster in den Ungarnstürmen des 10. Jahrhunderts vermutlich untergegangen war, gründete es Bischof Otto von Freising im Jahre 1141 neu und verlegte es an den Ort der heutigen Pfarrkirche St. Sixtus in Schliersee. Ursprünglich ein Benediktinerkloster, war es von 1260 bis 1493 Kollegiatstift. Die Kanoniker wohnten auf kleinen Höfen, die um die Kirche lagen und mit denen sie ihren Lebensunterhalt sicherten.

1493/95 wurde das Stift auf Veranlassung Herzog Albrechts IV. des Weisen gegen den Widerstand der Kanoniker an die Frauenkirche nach München verlegt und dort 1803 durch die Säkularisation aufgehoben.

Geschichte der Grafschaft Waldeck

Die Grafschaft Hohenwaldeck entstand aus der Vogtei Pienzenau des Bistums Freisings, die schon im 11. Jahrhundert bestand. Sie umfasste das gesamte Schlierachtal mit dem Schliersee und dem Spitzingsee bis zur Tiroler Grenze.

Das älteste Wappen derer zu Waldeck

Die Herren von Waldeck sollen bereits 779 ihren Sitz auf der Burg Altenwaldeck gehabt haben. Urkundlich fassbar werden sie erstmals in der Mitte des 11. Jahrhunderts als Dienstmannen des Bistums Freising. Altenwaldeck, der namengebende Ansitz dieser Servientes Ecclesia Frisingensis hat sich als Burgstall südlich von Bad Aibling erhalten.

Um 1150 erscheint ein Rodolfus de Waldecke in den Schriftquellen. Das Geschlecht übte die Vogtei über das freisingische Kloster Slyrse aus. Ende des 13. Jahrhunderts herrschten sie von Burg Altenwaldeck südlich von Bad Aibling, ferner gehörten die Burgen Pastburg, die freisingische Burg Muespach und Burg Holnsteyn (Höhlenstein) zum Herrschaftsbereich des Familienverbandes.

Im 13. Jahrhundert galten die Herren von Waldeck als einflussreichste Vasallen des Freisinger Domstifts. Der Familie wurden die höchsten weltlichen Ämter des Bistums übertragen. Waldecker amtierten als Truchsessen und Erbkämmerer, sogar als weltliche Stellvertreter des Erzbischofs (Vitztum). Die Herren von Waldeck waren vom Bistum Freising auch als Verwalter der Vogtei Pienzenau eingesetzt, die schon im 11. Jahrhundert bestand. Sie umfasste das gesamte Schlierachtal mit dem Schliersee und dem Spitzingsee bis zur Tiroler Grenze. Als Hauptsitz, von dem aus wohl die Vogtei verwaltet wurde, diente die  Burg Muespach.

Waldeckerwappen im alten Rathaussaal München

Trotz dieser Aufwertung begann das Geschlecht damit, sich einen eigenen, unabhängigen Herrschaftsbereich um den Schliersee aufzubauen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurde mit dem Neubau der großen Burganlage Hohenwaldeck über dem See begonnen. Schon zu Beginn des 14. Jahrhunderts kam es deshalb zur offenen Konfrontation mit dem Bistum. 1312 zerstörte Arnold von Waldeck die bischöfliche Burg zu Miesbach. Während der anschließenden Friedensverhandlungen musste Freising die Oberhoheit über die Güter der Waldecker aufgeben. Auf der Burg Hohenwaldeck war Georg von Waldeck (gest. 1380) wahrscheinlich der letzte ritterliche Bewohner. Nach seinem Tod wurde der Amtssitz der Herrschaft nach Schliersee verlegt. Das jahrhundertelange Bemühen der Herren von Waldeck, die Reichsunmittelbarkeit für das Gebiet der Vogtei Pienzenau zu erlangen, führte schließlich um 1300 zur Lösung der Herrschaft Waldeck aus der Lehnsobrigkeit des Bischofs von Freising.[1]

 Wappen aus dem Schloss Wallenburg

Im 12. und 13. Jahrhundert dürften die Waldecker auch die Burg Hohenwaldeck am Südende des Schliersees bewohnt oder jedenfalls als Fliehburg genutzt haben. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts erscheint bereits Miesbach als zentraler Ort, an dem eine Burg errichtet wurde, von dem wohl die Vogtei verwaltet wurde.

Im 13. Jahrhundert scheint Miesbach auch die Marktrechte erhalten zu haben. Der bayerische Herzog Ludwig II versuchte später die Herrschaft an sich zu reißen, musste aber 1294 die Burg Miesbach an den Bischof Emicho zurückgeben.

1312 leitete Arnold von Waldeck die Ablösung der Oberherrschaft des Bistums durch die Zerstörung der Freisingischen Burg Muespach ein. Fortan war der Hauptsitz der Waldecker auf der Waldenburg (Wallenburg) nördlich von Muespach. Erst 1476 erreichte Wolfgang von Waldeck die endgültige Anerkennung durch Kaiser Friedrich III.

Die weitgehend unabhängige Herrschaft Waldeck wurde in den nächsten beiden Jahrhunderten durch Teilungen innerhalb der Familie zersplittert. Unter Georg von Waldeck erreichte man trotzdem 1454 die Reichsunmittelbarkeit, konnte also auch die letzten Bindungen an das Bistum Freising lösen. Seit 1476 war die Herrschaft Waldeck ein Reichslehen.

Das Geschlecht der Grafen von Waldeck ist mit Wolfgang von Waldeck (gest. 1483) im Mannesstamm erloschen. Die bayerischen Herzöge aus dem Haus Wittelsbach begannen daraufhin einen jahrzehntelangen Rechtsstreit mit den Erben (den HöhenrainernSandizellern und Maxlrainern), um die Herrschaft doch noch an sich zu bringen.

1483 bis 1487 folgten die Höhenrainer, von 1487 bis 1516 die Sandizeller als Besitzer der Herrschaft Waldeck.

Das Maxlrainer Wappen mit Waldecker Herzschild

Ab 1516 regierten die Maxlrainer die Herrschaft, nachdem die Waldecker keine männlichen Nachkommen mehr hatten. Die endgültige Anerkennung durch das große Nachbarland Bayern erfolgte erst 1559 im so genannten Salzburger Vertrag, bei dem sich das bayerische Herrscherhaus die Nachfolge nach einem möglichen Aussterben der Maxlrainer sicherte.

Seit dem öffentlichen Bekenntnis des Herrschaftsinhabers Wolf Dietrich von Maxlrain zur Lehre Luthers im Jahre 1563 war die Herrschaft neben der Reichsgrafschaft Ortenburg ein Zentrum der Reformation im südlichen Bayern. Wolf Dietrich gehörte damals zu den Führern der protestantischen Adelsopposition, musste aber nach einem Handelsembargo des bayerischen Herzogs 1583/84 schließlich einer Rekatholisierung seines Ländchens zustimmen. 1637 erhob Kaiser Ferdinand II Waldeck zur Grafschaft mit dem neuen Namen Hohenwaldeck. Hauptort war der Markt Miesbach, wo sich mit dem Anwartshaus bei der Burg Muespach der Sitz des nächsten Erben der Grafschaft befand.

Grenzstein bei Riedgasteig am Ostrand der Herrschaft Waldeck

Nach dem Aussterben der Maxlrainer im Jahre 1734 kam Hohenwaldeck an die Wittelsbacher, die es als gesonderten Teil in das Kurfürstentum integrierten. Erst 1803 wurde die Grafschaft Hohenwaldeck aufgelöst und in ein Landgericht umgewandelt, dessen Nachfolger der heutige Landkreis Miesbach ist.

Das Wappen der Waldecker mit dem roten Falken und den Gerichtsstäben findet man auch im alten Rathaussaal und am Isartor in München sowie

im Dom zu Freising.

 

 

 

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